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Mittwoch, 07 Februar 2018 12:14

Wie alles begann Empfehlung

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Ich war 15 Jahre alt und hatte bereits einige Preise mit kybernetischen, elektronischen Modellen gewonnen. Also Geräte die selbst lernen.

Für meine Eltern war klar, der Junge wird Elektroniker und so wurde ich an die Firma Siemens vermittelt. Am 1. August fing ich an zu arbeiten, am 10 September habe ich Geburtstag. Wohl aus finanziellen Gründen schenkte mir mein Vater seine alte russische Leica. Von nun an war alles anders. Die Fotografie hat mich so begeistert, daß ich noch in der Probezeit gekündigt habe, und bin wieder zur Schule gegangen um die mittlere Reife zu erlangen und danach eine Fotografenlehre zu machen. Ich glaube für meine Eltern brach eine Welt zusammen.

Schnell merkte ich, das die russische Leica mit der ich fotografierte nicht wirklich etwas mit der Leica zutun hatte; schon garnicht qualitativ. Zu der Zeit habe ich mein gesamtes Taschengeld für Fotoliteratur ausgegeben und so wustte ich schnell was ich wollte. Eine Linhof Technika. Das ist etwa so, als würde ich jetzt sagen, ab morgen fahre ich Rolls Royce.

Da völlig unerschwinglich, schrieb ich die Linhofwerke in München an, ich sei ein Schüler, bin fotobegeistert und hätte gerne eine Technika. Vielleicht könnten sie mir ja für wenig Geld eine Defekte überlassen, die ich mir selbst repariere. Natürlich haben die Linhofwerke das nicht gemacht, aber ich bekam eine Einladung zu Photokina und wurde gebeten mit meinem Vater zu deren Stand zu kommen. Dort stellte man die neue, etwas einfachere Linhof Technika Standeart. vor und man überließ uns die Messekamera zu einem "lächerlich" kleinen Preis.

Ich besaß nun mit 16 Jahren meine eigene Linhof Technika, die noch nicht einmal jeder Fotografenmeister in Bielefeld besaß. Mein gesamtes Geld, und wohl auch einiges Geld meiner Oma, wurde in Filme und Fotopapier investiert. Natürlich hatte ich bereits meine eigene Dunkelkammer und entwickelt alles selber. Da ich ja gute elektronische Kentnisse hatte konstruiert und baute ich mir eine Entwicklungsmaschine. Sie arbeitete mit diversen Differenzverstärkern und rief die Entwicklungsprogramme vom Magnetband ab. Ich nutzte dafür den Kassettenrekorder meiner Schwester, was ziemlichen Ärger gab, da er dafür doch teilzerlegt werden musste. Von nun an konnte ich mir auch meine Diafilme entwickeln. Jeden Sonntag Morgen ging ich zum fotografieren und mittags wurde der, oder die Filme entwickelt. Es klingelte regelmäßig beim gemeinsamen Mittagessen und ich musste schnell ins Labor die Chemie wechseln. Meine Mutter hasste es.

Die mittlere Reife war geschafft. Nun wollte ich Fotograf werden. Natürlich nicht irgendwo, nein es mussten die Vogelsänger Studios sein. Europas führendes Werbestudio. Ich entschied mich eines Tages dort hin zu fahren und mich zu Bewerben. Ohne Termin! Ich hatte Glück, als ich am Empfang war kam der Senior-Chef Alfred Vogelsänger zufällig, dem ich gleich mein Anliegen schilderte.

Er nahm mich mit in sein Büro und fragte nach meinen Bewerbungsunterlagen. Ich sagte das ich keine habe, aber ich habe ein paar Großformatdias mit, die mit meiner eigenen Linhof Technika aufgenommen habe und auch selbst entwickelt habe. Ich sah viel Sekepsis und ungläubiges Staunen im Gesicht von Alfred Vogelsänger. Er fragte mich wieso ich mit einer Linhof fotografiere. Nun sagte ich, ich fotografiere gerne Archtektur, dafür benötige ich eine Kamera mit der Möglichkeit einer Parallelverschiebung um stürtzende Linien zu vermeiden. Außerden fotografiere ich gerne Table Tops und dafür nutze ich gern die Scheimpflugsche Verstellung.

Ich entschuligte mich dafür das ich nur Dias hatte (9x12cm groß), aber das Taschengeld gibt nichts anderes her. Die seien aber immerhin mittles eigener konstruierter Maschine selbst entwickelt. Das glaubte mir Herr Vogelsänger wohl nicht; er rief den Leiter der Diaentwicklung ins Büro und ich musste den Kodak E3 und E4 Prozess erklären. Nach meine Ausführungen hatte ich die Zusage für eine Lehrstelle. (Meine Zeugnisse habe ich übrigens erst zur Anmeldung für die Gesellenprüfung eingereicht).

Im Juli 1979 macht ich die Gesellenprüfung und am 2.Novenber habe ich mein Studio eröffnet. Seit dem bin ich selbstständig. Von der Faszination für Fotografie ist nichts verloren gegangen.

Auf dem Foto sieht man ein Bild von mir aus meiner Lehrzeit bei Vogelsänger. Geschenkt hat es mir ein Auszubildender von Vogelsänger der bei mir ein Praktikum während seiner Ausbildung gemacht hat. So ändern sich die Zeiten.

Gelesen 6964 mal Letzte Änderung am Samstag, 21 Juli 2018 11:35
Peter Berger

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